Tausende offene Ausbildungsstellen bei der Arbeitsagentur

Die Halbjahresbilanz der Arbeitsagentur Aachen-Düren zeigt, dass es derzeit noch 3.233 offene Ausbildungsstellen gibt. Daneben gibt es allerdings auch noch 3.466 Bewerber, die eine Stelle brauchen.

Ein ungewöhnlicher Fakt, dass die Zahl der offenen Stellen unter der Zahl der Bewerber liegt – in den letzten Jahren ist es meistens andersrum gewesen.

Die Zahlen variieren in den unterschiedlichen Gebieten der Arbeitsagentur Aachen-Düren. In der Städteregion Aachen suchen derzeit 1.556 Bewerber eine Stelle. 1.978 sind hier noch zu besetzen. Im Kreis Düren sind knapp 590 Ausbildungsstellen unbesetzt. 916 Bewerber sind allerdings auch noch ohne Stelle. Im Kreis Heinsberg sind es 994 Bewerber, die auf 663 offene Ausbildungsstellen kommen.

In den Kreisen Düren und Heinsberg sind vor allem die Auspendlerquoten – also die Azubis, die in anderen Kreisen ausgebildet werden – hoch. Im Kreis Düren liegt die Quote bei 34,2 Prozent, im Kreis Heinsberg bei 29,5 Prozent.

Unter den top drei gemeldeten Ausbildungsstellen liegt eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel ganz vorne. Dahinter folgen Verkäufer und Kaufmann für Büromanagement.

Auffällig ist, dass die Zahl der Betriebe, die eine Ausbildung anbieten, seit Jahren zurückgeht. Auch die letzte Erhebung aus 2022 zeigt: Innerhalb von zehn Jahren ist die Anzahl dieser Betriebe um mehr als drei Prozent nach unten gegangen.

Die Arbeitsagentur will Ausbildungen mit Förderprogrammen weiter nach vorne bringen. Dazu soll unter anderem mit Ausbildungs- und Berufsmessen an den Schulen an die potenziellen Bewerber herangetreten werden. Grundsätzlich sind die Botschaften von der Arbeitsagentur klar definiert: Die Chancen für Jugendliche sind hervorragend. Krisen am Arbeitsmarkt zeigen, dass Fachkräfte deutlich weniger von Arbeitslosigkeit betroffen sind. An Unternehmen gibt es den Appell, jede offene Ausbildungsstelle auch zu melden – ob jetzt die Befürchtung besteht, dass die nicht besetzt werden kann oder nicht.

Den potenziellen Auszubildenden sind bei ihrer Stelle ein paar Punkte besonders wichtig, sagt Ulrich Käser, Vorsitzender der Agentur für Arbeit Aachen-Düren: „Was immer wichtig ist: Eine attraktive Tätigkeit. Dann ist es Betriebsklima […] und das Thema Work-Life-Balance.“

Bei der Industrie- und Handelskammer gibt es zum jetzigen Zeitpunkt rund 5 Prozent mehr Ausbildungsverhältnisse als 2023. Sorgenfalten entstehen allerdings beim Blick auf den Trend, dass verlängerte Schulzeiten beliebter werden. Die Schüler würden demnach vollzeitschulische Bildungsgänge einer Ausbildung vorziehen. Waltraud Gräfen – Referatsleiterin Berufsstart bei der IHK Aachen – empfiehlt deswegen, sich schon frühzeitig in Berufen auszuprobieren: „Es ist ganz, ganz wichtig, dass man sich Berufe mal ansieht und das mal in der Praxis halt probiert“. Um mehr interessierte junge Menschen zu gewinnen, gibt es Vorhaben wie ein Orientierungssemester im Bereich Elektrotechnik mit der Fachhochschule. Da können beide Ausbildungswege gleichzeitig innerhalb eines Semesters getestet werden. Danach wird dann einer der beiden Wege – Ausbildung oder Studium – weiter geführt.

Bei der Handwerkskammer Aachen ist die Zahl der Ausbildungsverträge um rund 4,5 Prozent zurückgegangen. Besonders das Bauhandwerk bietet aufgrund der Baukrise weniger Ausbildungen an. Positiv hervorzuheben sind hier die klimarelevanten Berufsbereiche wie etwa Elektro, KFZ und Heizung. Allein diese drei Berufe haben im letzten Jahr 40 Prozent aller Ausbildungen ausgemacht. Insgesamt gibt es 130 Ausbildungsberufe bei der Handwerkskammer. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen, Georg Stoffels, wünscht sich für die Zukunft vor allem mehr Gleichberechtigung bei Studium und Ausbildung: „Ändern sollte sich die Wertschätzung für die berufliche Bildung. Es muss mehr in das Bewusstsein der Menschen, der Eltern, der Jugendlichen, dass berufliche Bildung […] gleichwertig ist mit einer akademischen Bildung. […] Das muss noch stärker in die Köpfe.“ Dabei sollen auch Dinge wie Azubiwohnheime oder ein Deutschland-Ticket für Azubis angegangen werden.